Die hier verwendeten Beschreibungen sind Kurzfassungen der Erläuterungen aus der „Fibel der vielen kleinen Unterschiede“, eine Art Wörterbuch zu Begriffen der sexuellen und geschlechtlichen Vielfalt. Die Fibel kann kostenfrei bestellt werden.
Diese Buchstabenkombination steht für: lesbisch, schwul, bisexuell, trans*, inter* und queer. Das Sternchen* (auch Gender-Star genannt) wird ebenso wie der Unterstrich_ (auch Gender-Gap genannt) als Platzhalter verwendet, um alle Geschlechter und Identitäten über „männlich“ und „weiblich“ hinaus sichtbar zu machen. Die Abkürzung LSBTIQ* soll alle nicht-cisgeschlechtlichen und/oder nicht-heterosexuellen Identitäten abbilden.
Die Buchstabenkombination FLINTA* steht für Frauen, Lesben, inter*, nicht-binäre, trans* und agender Menschen.
Ableismus bezeichnet die Diskriminierung, Abwertung oder Benachteiligung von Menschen aufgrund einer körperlichen oder psychischen Beeinträchtigung. Es handelt sich dabei um eine Abwertung, die auf der Annahme basiert, dass Menschen ohne Beeinträchtigungen der gesellschaftlichen Norm entsprechen und anderen überlegen sind. Der Begriff "Ableismus" stammt aus dem Englischen ("ableism") und setzt sich aus "to be able" (= fähig sein) und der Endung "-ism" (dt.: -ismus) zusammen.
Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz, besser bekannt unter dem Namen Antidiskriminierungsgesetz, hat genau dies zum Ziel: Es soll dafür sorgen, dass alle Menschen gleich behandelt werden – egal, woher sie kommen oder wie alt sie sind; ob oder an welchen Gott sie glauben; ob sie gehörlos sind oder im Rollstuhl sitzen; egal, welchem Geschlecht sie angehören oder wen sie lieben. Falls Menschen aus einem dieser Gründe diskriminiert werden – also z. B. nicht eingestellt, schlechter bezahlt oder belästigt werden –, können sie dagegen klagen.
Ein LSBTIQ* Ally (Verbündete*r) ist eine Person, die sich aktiv für die Rechte, Sichtbarkeit und Akzeptanz von LSBTIQ* Menschen einsetzt, auch wenn sie selbst nicht Teil dieser Gemeinschaft ist. Allies kämpfen gegen Diskriminierung und Vorurteile und unterstützen die Gleichstellung von LSBTIQ* Personen. Jeder Mensch kann ein Ally werden, indem er sich mit queeren Themen auseinandersetzt und aktiv für eine gerechtere Gesellschaft eintritt.
Allosexuelle Menschen empfinden grundsätzlich sexuelle Anziehung zu anderen und haben Interesse an sexuellen Handlungen. Dies kann sich auf jede sexuelle Orientierung beziehen (homo-, bi-, heterosexuell etc.), beschreibt jedoch lediglich das Vorhandensein von sexueller Anziehung im Allgemeinen. Allosexualität ist das Gegenteil von Asexualität. Alloromantische Menschen empfinden romantische Anziehung zu anderen in einer Weise, die gesellschaftlich als „typisch“ gilt. Auch hier bezieht sich der Begriff auf das Vorhandensein romantischer Anziehung, unabhängig davon, wer diese Person ist. Alloromantik ist das Gegenteil von Aromantik. In unserer Gesellschaft gelten Allosexualität und Alloromantik als die Norm, was dazu führen kann, dass Menschen, die nicht in diese Kategorien passen, sich ausgeschlossen oder nicht wahrgenommen fühlen.
Aromantische Menschen verspüren keine oder nur geringe romantische Anziehung zu anderen Menschen und/oder haben kein oder nur geringes Interesse an romantischen Interaktionen. Unter romantische Interaktionen fällt, beispielsweise, eine (romantische) Paarbeziehung zu führen oder sich zu verlieben. Aromantik ist genauso wie Asexualität ein Spektrum. Aromantik ist nicht mit Asexualität gleichzusetzen. Es ist wichtig zu verstehen, dass romantische Orientierung genauso vielfältig sein kann, wie sexuelle Orientierung. Menschen, die nicht aromantisch sind, werden alloromantisch genannt.
Asexuelle Menschen verspüren keine oder nur eine geringe sexuelle Anziehung zu anderen Menschen und/oder haben kein oder nur geringes Interesse an sexueller Interaktion. Es handelt sich also in der Regel nicht um eine bewusste Entscheidung, auf Sex zu verzichten, wie sie z.B. katholische Priester mit dem Zölibat treffen, sondern um die Abwesenheit sexueller Erregung oder deren Ablehnung. Auch hier gibt es – wie so oft, wenn es um die sexuelle Identität geht – verschiedene Varianten.
Bisexuelle Menschen fühlen sich sexuell und/oder emotional zu Menschen zweier oder mehrerer Geschlechter hingezogen. Diese Anziehung kann sich gleichmäßig auf die Geschlechter verteilen oder unterschiedlich sein, sich für alle Geschlechter gleich anfühlen oder je nach Geschlecht besonders sein. Die Definitionen zu Bisexualität sind jedoch sehr unterschiedlich und vielfältig. Hier finden sich Gemeinsamkeiten zur Pansexualität. (siehe pansexuell/ Pansexualität).
Cisgeschlechtlichkeit (von der lateinischen Vorsilbe cis- = „diesseits“) ist das Gegenteil von Transgeschlechtlichkeit (trans- = jenseits von, über … hinaus). Cisgeschlechtliche Menschen identifizieren sich mit dem Geschlecht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Eine Cis-Frau ist also eine Person, die bei der Geburt dem weiblichen Geschlecht zugewiesen wurde und sich auch als Frau identifiziert. Und ein Cis-Mann ist eine Person, die bei der Geburt dem männlichen Geschlecht zugewiesen wurde und sich auch als Mann identifiziert.
Coming-out heißt wörtlich „herauskommen“ und meint den Schritt, mit der eigenen sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität an die Öffentlichkeit zu gehen. Im englischen Sprachraum kommen Menschen übrigens „out of the closet“, also „aus dem Schrank“. Dieser Schrank symbolisiert die Enge und das Eingesperrtsein in den Normen einer Gesellschaft, die Heterosexualität und das binäre Geschlechtermodell (Mann, Frau) oft als einzig mögliche Lebens- und Liebesmodelle betrachtet. Das Coming-out ist ein Prozess, den Menschen selbstbestimmt und in selbst gewählten Schritten gehen. Es ist nicht zu verwechseln mit dem Outing, das meist gegen ihren Willen von Dritten initiiert wird.
Community heißt Gemeinschaft – also eine Gruppe von Menschen, die sich in einer vergleichbaren oder ähnlichen Lebenssituation befinden. In diesem Fall ist die Community also die Gruppe derjenigen, die aufgrund ihrer sexuellen oder geschlechtlichen Identität ähnliche Erfahrungen teilt und in diesem Zusammenhang aktiv ist. Zur Community gehört also das Beratungszentrum für Lesben und Schwule genauso wie das Volleyballteam für FLTI* (Frauen, Lesben, Trans*, Inter*), die Selbsthilfegruppe für trans*- oder inter*Menschen, der bisexuelle Stammtisch und das Schwule Museum.
Unter seiner Abkürzung CSD ist er mittlerweile wohl besser bekannt als unter seinem vollen Namen: Christopher Street Day. Am 28. Juni 1969 setzten sich trans*Personen, Schwule und Lesben gegen eine Razzia der Polizei im Szene-Lokal „Stonewall Inn“ in der New Yorker Christopher Street zur Wehr. Lange hatten sie die brutale Polizeiwillkür ertragen – an diesem 28. Juni verbarrikadierten sie sich im „Stonewall Inn“ und sperrten die Ordnungskräfte aus. Der mutige und spektakuläre Aufstand gegen die Diskriminierung von Lesben, Schwulen und trans*Personen ging um die Welt und machte die Christopher Street berühmt. Seither wird der Christopher Street Day in vielen Ländern mit Paraden und Straßenfesten gefeiert, um für Akzeptanz und Anerkennung zu demonstrieren und die eigene Lebens- und Liebesform mit Stolz (engl. Pride) zu zeigen.
Demisexuelle Menschen empfinden sexuelle Anziehung erst dann, wenn sie eine enge emotionale Bindung zu einer anderen Person aufgebaut haben. Im Gegensatz zu anderen Menschen erleben sie keine oder kaum sexuelle Anziehung auf den ersten Blick oder bei flüchtigen Begegnungen. Demisexualität ist eine Form der sexuellen Orientierung, die zwischen asexuell und allosexuell (Menschen, die regelmäßig sexuelle Anziehung empfinden) eingeordnet wird. Wichtig ist, dass die Intensität und Art der emotionalen Bindung individuell sehr unterschiedlich sein kann.
Der DGTI-Ergänzungsausweis ist ein Dokument, das von der Deutschen Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (DGTI) ausgestellt wird. Er dient trans*, inter* und nicht-binären* Personen dazu, ihre Identität im Alltag, beispielsweise bei Behörden, Ärzt*innenbesuchen oder anderen offiziellen Anlässen, nachweisen zu können. Damit bietet er eine praktische Unterstützung, insbesondere für Menschen, deren amtliche Papiere noch nicht angepasst wurden. Der Ausweis ergänzt amtliche Dokumente und enthält Angaben zu Name und Geschlecht, die mit der Identität der Person übereinstimmen. Der DGTI-Ergänzungsausweis wird in Deutschland von vielen Institutionen anerkannt, ist jedoch rechtlich nicht verbindlich. Der Ergänzungsausweis kann auf der Homepage der DGTI e.V. beantragt werden.
Ein Beschluss des Bundesverfassungsgerichts (BVerfG) von Oktober 2017 forderte den Gesetzgeber auf, einen positiven dritten Geschlechtseintrag zu schaffen. Im Fokus des BVerfG-Beschlusses steht das Selbstbestimmungsrecht für alle Menschen, unabhängig von ihrem Geschlecht. Eine intergeschlechtliche Person hatte geklagt, weil für sie kein korrekter Personenstandseintrag möglich war. Die klageführende Person wurde dabei von der Kampagne Dritte Option unterstützt. Position der Dritten Option und z.B. auch des Deutschen Instituts für Menschenrechte ist, dass der neue Geschlechtseintrag nicht nur für inter*Menschen zur Verfügung stehen darf, sondern auch für nicht-binäre* Menschen (siehe nicht-binär* / Nichtbinarität), d.h. für alle Menschen, die weder „weiblich“ noch „männlich“ sind. Die dritte Option steht seit der Einführung des Selbstbestimmungsgesetzes im November 2024 nun auch nicht-binären Menschen zur Verfügung.
Das Gesetz über die Eingetragene Lebenspartnerschaft trat im August 2001 in Kraft. Danach konnten zwei Menschen gleichen Geschlechts eine rechtlich verbindliche Partner*innenschaft auf Lebenszeit miteinander eingehen. Seit dem 1. Oktober 2017 können gleichgeschlechtliche Paare in Deutschland heiraten und gemeinsam Kinder adoptieren. Nach wie vor bleibt eine Ungleichheit bestehen: Ein Kind, das durch Insemination in eine gleichgeschlechtliche Ehe geboren wird, gilt nicht automatisch als Kind beider Partner*innen.
Endogeschlechtliche (griech. „éndon“ = „innen, innerhalb“) oder dyadische Menschen sind Personen, die nicht intergeschlechtlich sind. Das heißt, die Körper von endogeschlechtlichen oder dyadischen Menschen passen in die medizinischen Normen von männlich/weiblich. Endogeschlechtlichkeit gilt in der Gesellschaft als die Norm. Dies führt zur Benachteiligung von Personen, die nicht endogeschlechtlich sind: Sie müssen sich eher für ihre Körper erklären und/oder werden pathologisiert (als krank/falsch betrachtet). „Endogeschlechtlich“ betont, dass die körperlichen Merkmale einer Person von Geburt an in Übereinstimmung mit den Erwartungen für männlich oder weiblich waren. „Dyadisch“ betont, dass diese körperlichen Merkmale typischerweise in die binäre Geschlechtskategorie passen. Die Verwendung dieser Begriffe trägt dazu bei, die Vielfalt und Unterschiede körperlicher Geschlechtsmerkmale besser zu verstehen und zu berücksichtigen, ohne die Geschlechtsidentität einer Person zu berühren.
In der deutschen Sprache gibt es schlicht keine Entsprechung für das englische Wort „Gender“. Die bloße Übersetzung in „Geschlecht“ reicht nicht aus. Denn im Englischen gibt es zwei Begriffe für „Geschlecht“, die etwas völlig Verschiedenes meinen: „Sex“ ist das biologische Geschlecht, das sich durch die Geschlechtsorgane definieren kann, aber nicht muss (siehe Trans*, Inter*, nicht-binär*). Und Gender meint das „soziale Geschlecht“, das sich unabhängig von körperlichen Merkmalen manifestiert. Das soziale Geschlecht muss also nicht dem biologischen Geschlecht entsprechen.
Das Geschlecht eines Menschen ist unabhängig vom Körper, das heißt, aufgrund der äußeren Erscheinung eines Menschen kann nicht auf das Geschlecht dieses Menschen geschlossen werden. Menschen, deren Körper der gesellschaftlichen Norm für ein bestimmtes Geschlecht entsprechen, gehen häufig davon aus, dass beides automatisch zusammengehört (z.B., dass ein Mensch mit einem Körper, der von seinem Umfeld als “männlich” eingestuft wird, auch männlich sei). Die Art und Weise, wie ein Mensch sein Geschlecht lebt, kann aber variieren.
Im Juni 2011 verabschiedete der Menschenrechtsrat der UNO eine Resolution, wonach kein Mensch wegen seiner*ihrer Geschlechtsidentität (Gender Identity) verfolgt und diskriminiert werden darf. Das Recht auf die individuelle Geschlechtsidentität ist also ein Menschenrecht. Welches Aussehen, welches Verhalten und welche Rolle eine Gesellschaft als „typisch männlich“ oder „typisch weiblich“ betrachtet und einfordert, oder ob eine Gesellschaft weitere Geschlechter anerkennt, kann demnach je nach Epoche und Lebensraum sehr unterschiedlich sein.
Der griechische Begriff „hetero“ bedeutet „verschieden“ oder „ungleich“ (im Gegensatz zu „homo“ = gleich). Heterosexuelle Frauen lieben oder begehren also Männer, heterosexuelle Männer lieben oder begehren Frauen. Lange Zeit galt Heterosexualität, also Sexualität zwischen Männern und Frauen, als Norm. Andere Formen der Sexualität wurden dagegen als Abweichung oder gar als Krankheit betrachtet. Diese Haltung wird „Heteronormativität" genannt.
Homofeindlichkeit bzw. Homophobie meinen in der Regel alle negativen Einstellungen gegenüber Lesben und Schwulen, die sich in Vorurteilen und Abwertung, der Befürwortung von Diskriminierung bis hin zur Gewaltausübung äußern können. Der Begriff Homophobie wird mittlerweile oft kritisch gesehen, weil es sich in den allermeisten Fällen nicht um eine pathologische Angst (Phobie) handelt. Immer öfter werden die Begriffe Homonegativität oder Homofeindlichkeit verwendet, um zu verdeutlichen, dass es sich um abwertende oder feindliche Einstellungen gegenüber Lesben und Schwulen handelt. Von E,inigen wird der Begriff Heterosexismus als noch passender empfunden, womit die Abwertung von nicht-heterosexueller Identität, Verhalten, Beziehung oder Gemeinschaft gemeint ist.
Der griechische Begriff „homo“ bedeutet „gleich“ (im Gegensatz zu „hetero“ = ungleich, verschieden). Homosexuelle Frauen lieben oder begehren also Frauen (siehe lesbisch) und nicht-binäre* Personen und homosexuelle Männer lieben oder begehren Männer (siehe schwul) und nicht-binäre* Personen.